In den letzten Wochen wurden auf Werbelaufbändern auf dem Flughafen Wien-Schwechat mehrfach inakzeptable Botschaften gezeigt. Unter anderem war dort zu lesen “wer in der Türkei Urlaub macht, unterstützt nur Erdogan” und “Türkei erlaubt Sex mit Kindern unter 15”. Gebucht war die Werbefläche von der landesweiten Boulevardzeitung Krone, die für ihre schrillen Töne bekannt ist. Der Flughafen ist trotz massiver Beschwerden aus ganz Europa nicht gegen die Veröffentlichung der Aussagen vorgegangen. Auch die Gemeinde Schwechat sah auf Bitten der Stadt Alanya keinerlei Veranlassung, zumindest mässigend auf die Redaktion der Krone einzuwirken. Auf Anfragen der Stadtverwaltung wurde knapp geantwortet “in unserem Land gibt es Meinungsfreiheit”.
Seit 15 Jahren ist die Gemeinde Schwechat/Österreich Partnerstadt von Alanya – dieser Vertrag wurde nun von der Stadtverwaltung nach intensiver Diskussion in einer ausserordentlichen Stadtratsversammlung zur Disposition gestellt und mit grosser Mehrheit aller Parteien der Beschluss gefasst, diese unverzüglich zu beenden. Bürgermeister Yücel teilte in einer Presseerklärung mit, dass es weniger um den unerfreulichen Inhalt der Laufbänder selbst ginge, vielmehr sei man enttäuscht über das Verhalten der Stadt.
Knappe Antwort: “In unserem Land gibt es Meinungsfreiheit”
Şükrü Çimrin, Mitglied der Stadtverordnetenversammlung, hatte erklärt, dass man vorher telefonisch und per Mail um eine Erklärung gebeten habe, warum so etwas (es geht um den Satz “Türkei erlaubt Sex mit Kindern”) erlaubt sei. Schwechat antwortete kurz “Das ist Meinungsfreiheit”.
Dann bat man um einen Termin während des geplanten Aufenthalts von Bürgermeister Yücel, der auf Einladung der Gemeinde vom 25 – 28 August zu einem Festival nach Schwechat eingeladen war. Die Gemeindeverwaltung sah sich nicht in der Lage, während des Festivals und der offiziellen Termine auch nur einige Minuten für einen Gesprächstermin einzuplanen. Auf weitere Mails, so das Mitglied, wurde nicht mehr geantwortet. Darum hat die Stadt Alanya entschieden,
die Partnerschaft aufzukündigen. Es ginge nicht nur um den Spruch, sondern auch und vor allem um das Verhalten der Gemeinde Schwechat. Es sei nicht das Verhalten, was man von einer Partnerstadt erwartet hätte, darüber sei man sehr traurig.
Andere Städtepartnerschaften, unter anderem die langjährige Partnerschaft mit der deutschen Stadt Gladbek, stünden selbstverständlich nicht zur Disposition.