Änderungen im elektronischen Reservierungssystem für Facharzt-Termine (MHRS)

Das Gesundheitsministerium hat eine neue Regelung im MHRS (Zentrales Arzttermin-System) eingeführt. Seit dem 25. Juli 2025 werden Bürger, die einen Termin bei bestimmten Fachärzten wünschen, zunächst an ihren Hausarzt (Aile Hekimi) verwiesen. Nach der Untersuchung durch den Hausarzt wird bei Bedarf ein Termin beim Facharzt vereinbart.

Seit Jahren häufen sich die Beschwerden, dass die Wartezeiten für Facharzttermine in den staatlichen Polikliniken ständig länger werden (3-4 Wochen sind keine Seltenheit mehr) oder gar keine Termine buchbar sind. Seit dem 25. Juli sollen schrittweise Änderungen im Buchungssystem die Situation in den Polikliniken entspannen. Die bisherige Änderung, dass gebuchte Termine vorab nochmals bestätigt werden müssen und bei Nichterscheinen Termine für den gleichen Arzt für 15 Tage gesperrt werden, konnten den gewünschten Effekt leider nicht erzielen.

Um den Zugang zu Gesundheitsdiensten zu erleichtern und die Nutzung der Ressourcen im System optimieren zu können, sollen Bürger, die im MHRS einen Termin buchen wollen, zunächst auf eine „Weiterleitung zum Hausarzt“ über das System geleitet werden.
Hinweis: es scheint derzeit noch nicht überall umgesetzt worden zu sein, in Alanya waren Termine für Fachärzte z.B. für die Interne Medizin oder Hals/Nasen/Ohren am heutigen Tag (30.07.) noch buchbar).

Die neue Regelung soll dafür sorgen, dass Gesundheitsprobleme, die in erster Linie durch den Hausarzt behandelt werden können, dort direkt geklärt werden. Falls eine Überweisung zu einem Facharzt notwendig ist, erstellt der Hausarzt einen Termin im System für den Patienten.

Ziele der neuen Regelung:

Verbesserung der Effizienz der primären Gesundheitsversorgung
Einsparung von Zeit und Ressourcen
Schnelleren Zugang zu Fachärzten bei Bedarf
Bessere Nutzung der Kapazitäten der Hausärzte
Steigerung der allgemeinen Effizienz im Gesundheitssystem

Das neue System soll sowohl den Bürgern einen besseren Zugang zu Gesundheitsdiensten der Fachärzte gewährleisten als auch die Belastung des Gesundheitssystems reduzieren.

Das Türkische Terminvergabe- und Familienarzt-System: Vergleich mit Deutschland 

Das türkische Familienarzt-System und die Online-Patientenakte e-nabiz unterscheiden sich deutlich vom deutschen Hausarzt-System, weisen aber auch gemeinsame Ziele auf.

Dagegen basiert das deutsche Hausarzt-System auf einem festen Hausarzt, der als Koordinator für alle medizinischen Anliegen fungiert. Überweisungen zu Fachärzten erfolgen meist durch den Hausarzt, den man sich – je nach Verfügbarkeit – selbst aussucht. Das deutsche System ist stark auf die persönliche Beziehung und eine kontinuierliche Betreuung ausgelegt, während die türkische Reform mehr Steuerung durch das elektronische System (MHRS) erfordert, um die Abläufe zu optimieren.

Beim türkischen Familienarzt-System wird der Patient entsprechend des Zuständigkeitsbereichs (Wohnadresse) dem Familienarzt-Zentrum zugewiesen. Innerhalb dieses Zentrum kann man bei freien Kapazitäten den Familienarzt ändern. Bei einem Umzug in einen anderen Zuständigkeitsbereich kann man nur bei Verfügbarkeit und auf Antrag beim bisherigen Arzt bleiben.

Seit April 2025 wurden Ausländer mit Aufenthaltserlaubnissen aus diesem System herausgenommen und eigens eingerichteten Gesundheitszentren zugeordnet, was zu erheblichem Unmut unter den niedergelassenen Ausländern führte. Oft hatte es sehr weite Wege zur Folge oder dass ausländische Ehepartner türkischer Staatsbürger zu einem anderen Familienarzt gehen mussten als der türkische Rest der Familie. Dies konnte in vielen Fällen durch einen schriftlichen Antrag beim Gesundheitsamt (Sağlık oçağı) wieder rückgängig gemacht werden, allerdings wird seither für die Nutzung des Familienarztes eine halbjährliche Gebühr fällig.

Die  e-nabiz Plattform das digitale Herz des Gesundheitssystems

Diese ist eine zentrale elektronische Patientenakte in der Türkei, die den Zugriff auf medizinische Daten, Befunde, Rezepte und Termine ermöglicht. Die Webseite beinhaltet auch den digitalen Assistenten „Neyim var“ (Was fehlt mir) bei dem man Symptome schildern und aus einer Liste auswählen kann, die mögliche Diagnosen und den passenden Arzt anzeigt.  Darüber hinaus kann man jeden Arzt nach dem Besuch bewerten oder Nebenwirkungen von Medikamenten oder Impfungen melden. Zur Zeit der Pandemie und den beginnenden Impfungen wurden die Termine jeweils passend zur Zielgruppe (Alter, Beruf, Risikogruppe) freigeschaltet und die Betreffenden per SMS informiert.

In Deutschland gibt es ähnliche Systeme (z.B. die elektronische Gesundheitsakte oder die ePA), die die Effizienz steigern, jedoch noch nicht flächendeckend vollständig integriert sind.

Zusammenfassend zielt die türkische Reform auf eine effizientere Ersteinschätzung durch Familienärzte und eine bessere Nutzung von Ressourcen ab, vergleichbar mit dem deutschen Hausarzt-Modell, jedoch mit stärkerem Fokus auf digitale Steuerung.

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