Die Ausgrabungen im antiken Syedra, rund 20 Kilometer östlich von Alanya, fördern weiterhin spektakuläre Funde zutage. Im Rahmen des Projekts„Erbe für die Zukunft“ wurde nun ein rund 1800 Jahre altes Stadion freigelegt, das eindrucksvoll vom sportlichen und gesellschaftlichen Leben der damaligen Zeit zeugt.
Das Stadion, das nach Angaben von Grabungsleiter Doz. Dr. Ertuğ Ergürer auf einer Höhe von 340 Metern im Süden der Stadt in den Fels gebaut wurde, misst etwa 200 Meter in der Länge und 16 Meter in der Breite. Rund 40 gefundene Inschriften geben Aufschluss über die sportliche Kultur der Region. Sie erwähnen vor allem Ring- und Boxwettkämpfe. Historiker gehen davon aus, dass das Stadion darüber hinaus auch für Leichtathletik, religiöse Feste und kaiserliche Feierlichkeiten genutzt wurde. Die Ausgrabungen förderten Sitzreihen und Treppenanlagen zutage, die die feine Steinmetzkunst der damaligen Zeit erkennen lassen. Nach Einschätzung von Ergürer bot die Arena Platz für 2.000 bis 3.000 Zuschauer. Während der nördliche Bereich des Stadions relativ gut erhalten ist, wurde der südliche Teil im Laufe der Jahrhunderte von nachträglich errichteten Stadtmauern in Mitleidenschaft gezogen.
Syedra wird immer interessanter für Besucher
Wer heute die Küstenstraße von Alanya nach Gazipaşa entlangfährt, ahnt kaum, dass sich auf einem felsigen Hügel über dem Meer die Reste einer einst wichtigen Stadt verbergen. Syedra liegt rund 20 Kilometer östlich von Alanya, strategisch zwischen Pamphylien und Kilikien. Die Anfänge reichen ins 7. Jahrhundert vor Christus zurück. Über Jahrhunderte entwickelte sich der Ort weiter, erlebte seine Blütezeit in der römischen Kaiserzeit und war bis ins Mittelalter bewohnt.
Zu den bekannten Monumenten gehören eine lange Stadtmauer, die Reste einer Säulenstraße, ein Theater und mehrere Thermen. Besonders eindrucksvoll sind die spätantiken Mosaiken, die Szenen aus Mythologie und Alltagsleben zeigen. Ebenso bemerkenswert ist die Wasserversorgung: Ein System von Zisternen sammelte und speicherte Regenwasser, um die hoch gelegene Stadt über Jahrhunderte zu versorgen. Auch Funde aus dem Alltag sind zahlreich: Münzen, Keramik und Webgewichte geben Hinweise auf die wirtschaftliche Basis der Stadt. Textilproduktion, Landwirtschaft und Handel waren wichtige Standbeine, die das Leben hier prägten.
Im Frühjahr dieses Jahres führte der leitende Ausgrabungsleiter, Doç. Dr. Ertuğ Ergürer, eine kleine Gruppe regionaler Journalisten durch das Gelände. Dabei wurden auch Bereiche gezeigt, die bislang nicht öffentlich zugänglich sind – darunter Räume mit neu freigelegten, farbintensiven Mosaiken. Solche Gelegenheiten verdeutlichen, wie lebendig die Forschung in Syedra ist und wie jedes Jahr neue Facetten der Stadt ans Licht kommen.
Mit der Stadion-Entdeckung rückt Syedra nun noch stärker in den Fokus der Forschung. Archäologen der Alanya Alaaddin Keykubat Universität, unterstützt vom Kulturministerium, legen das Bauwerk derzeit systematisch frei. Schon jetzt sind mehr als 40 Inschriften bekannt, die in Verbindung mit sportlichen Wettkämpfen stehen – ein deutlicher Beleg dafür, dass Syedra in der römischen Kaiserzeit kulturell und gesellschaftlich weit mehr war als ein Provinzort.
Für Besucher bleibt Syedra ein Geheimtipp. Die Anlage ist groß, weitläufig und liegt fernab der touristischen Hauptströme. Wer den Weg auf den Hügel nimmt, kann durch die Ruinen streifen, auf originalen antiken Wegen gehen und von den Terrassen den Blick über das Mittelmeer schweifen lassen. Mit der neuen Entdeckung wird der Besuch noch lohnenswerter: Schon bald könnten Teile des Stadions zugänglich sein – ein weiteres Kapitel aus der lebendigen Vergangenheit dieser Stadt.
Am besten lässt sich Syedra individuell erkunden. Von Alanya sind es mit dem Mietwagen nur rund 20 Minuten bis zum Parkplatz am Fuß des Hügels. Von dort führt ein kurzer Anstieg hinauf in die Ruinen. Festes Schuhwerk ist empfehlenswert, da die Wege naturbelassen und stellenweise steil sind. Gerade wer die Freiheit schätzt, sich Zeit zu lassen und die Anlage in Ruhe zu entdecken, wird Syedra mit dem eigenen Auto besonders intensiv erleben. Die Anlage ist weitläufig und es sind teilweise steile Treppen und steinige Wege zu bewältigen – man sollte schon gut zu Fuß sein. Dennoch ist Syedra auch für eher unsportliche Besucher durchaus zu erkunden und viel zu entdecken. Die Anlage ist für größere Kinder, die sich für Archäologie interessieren, ein fantastischer „Abenteuerspielplatz“ – allerdings sollte man sie nicht unbeaufsichtigt herumstreifen lassen, da (noch) nicht alles wirklich abgesichert ist.
Praktische Tipps für den Besuch
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Anreise: Syedra liegt etwa 20 Kilometer östlich von Alanya, nahe dem Ort Seki. Mit dem Mietwagen oder Taxi ist die Anlage in rund 30 Minuten erreichbar. Von der Küstenstraße führt eine kleine Serpentinenstraße hinauf.
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Beste Besuchszeit: Empfehlenswert sind die frühen Morgenstunden oder der späte Nachmittag, wenn die Sonne tiefer steht und das Licht besonders stimmungsvoll ist.
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Zeitplanung: Für den Rundgang durch die weitläufige Anlage mit Agora, Bädern, Stadtmauern und dem Stadion sollte man zwei bis drei Stunden einplanen.
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Ausrüstung: Festes Schuhwerk, Sonnenschutz und ausreichend Wasser sind ratsam, da das Gelände uneben und wenig beschattet ist.
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Eintritt: Der Zugang ist derzeit frei, da die Ausgrabungen noch andauern. Dadurch lässt sich die Anlage in fast ursprünglicher Atmosphäre erleben.
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Besonderer Tipp: Vom südlichen Rand der Ruinen bietet sich ein spektakulärer Ausblick auf die Küste – ideal für ein Erinnerungsfoto.
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