Yükseliş: Orhan – ein neuer Held kündigt sich an

Die Erfolgsgeschichte der monumentalen Osman-Reihe geht weiter: Nach Diriliş Ertuğrul und Kuruluş Osman steht nun die neue Serie Kuruluş (oder Yükseliş, da unterscheiden sich die Quellen) Orhan in den Startlöchern – und mit ihr ein frischer Hauptdarsteller, der viel Aufmerksamkeit auf sich zieht: Mert Yazıcıoğlu. Die erste Folge soll morgen, 29.10.25 auf ATV erscheinen.

Produziert wird die Serie erneut von Bozdağ Film, die bereits mit den Vorgängern internationale Maßstäbe gesetzt hat. Im Mittelpunkt steht Orhan Bey, der Sohn des Reichsgründers Osman I. und Enkel von Ertuğrul Gazi. Die Handlung soll, so die Macher, stärker auf psychologische Tiefe und historische Spannungen setzen – weniger Pathos, mehr Charakter.

Für diese Aufgabe scheint Mert Yazıcıoğlu wie geschaffen. Der 1993 in Istanbul geborene Schauspieler studierte zunächst Betriebswirtschaft an der İstanbul Aydın Universität, bevor er sich ganz der Schauspielerei widmete. Er erhielt seine Ausbildung im renommierten 3 M.O.T.A Atölyesi, wo er unter anderem bei Ümit Çırak das Schauspiel von Grund auf lernte. Nach ersten Rollen in Kino und Fernsehen – darunter die Serie Karagül und die Netflix-Produktion Aşk 101 – gelang ihm 2024 der Durchbruch als Cüneyd Güneş in der gefeierten Serie Kızıl Goncalar (Rote Knospen). Seine eindringliche Darstellung eines innerlich zerrissenen, spirituell suchenden jungen Mannes brachte ihm nicht nur Kritikerlob, sondern auch den „Golden Butterfly“-Preis als bester Schauspieler des Jahres 2024 ein.

Nun also Kuruluş Orhan. Yazıcıoğlu hat nach eigenen Angaben monatelang Reit- und Schwertkampftraining absolviert, um seine Rolle authentisch zu gestalten. „Orhan Bey denkt weiter, als man ihm zutraut – er handelt nicht nur mit dem Schwert, sondern auch mit dem Kopf“, sagte er in einem Interview. Die Produzenten sprechen von einer Staffel, die „alte Muster aufbricht“ und die legendäre Geschichte in einer neuen Tonalität erzählt – moderner, konzentrierter, emotionaler.

Die Serie „Kuruluş: Orhan“ setzt die Erzählung der osmanischen Gründungssaga dort an, wo Kuruluş: Osman endet: Im Zentrum steht Orhan Bey (historisch: Orhan Gazi), der älteste Sohn von Osman I, und sein Aufstieg zum Oberhaupt des noch jungen Reiches. Orhan übernimmt die Führung nach dem Ende der Ära seines Vaters und strebt die Erweiterung des Osmanischen Fürstentums (Beylik) in Nordwest-Anatolien sowie in den Balkanraum an. Ein zentrales Thema ist die Eroberung strategisch wichtiger Städte wie beispielsweise Bursa, die zur ersten Hauptstadt des Osmanischen Reiches wird. Parallel zur militärischen Expansion fokussiert die Geschichte auf Orhans Aufbau von Verwaltung, Militär und Finanzsystemen — also auf die institutionelle Seite einer Staatenbildung.  Intrigen im Inneren, Rivalitäten mit lokalen Führern und die Herausforderung, das Erbe seines Vaters weiterzuführen, spielen eine große Rolle.

Die Produktion markiert einen Generationswechsel: Weg von Osman als zentrale Figur hin zu Orhan, dem Erben und Gestalter einer neuen Etappe. Die Serie ist daher sowohl Fortsetzung als auch Neubeginn.

Die Erwartungen sind hoch: Diriliş Ertuğrul mit Engin Altan Düzyatan – einem klassisch ausgebildeten Theaterdarsteller der Dokuz Eylül Universität İzmir – hatte über fünf Staffeln hinweg Zuschauerrekorde gebrochen und wurde in über 70 Länder verkauft. Kuruluş Osman mit Burak Özçivit, der ursprünglich als Model begann und an der Marmara Universität Fotografie studierte, setzte die Geschichte erfolgreich fort. Beide Serien prägten das Bild türkischer Historien-Dramen weltweit.

Mit Kuruluş Orhan tritt nun eine neue Generation an – und mit Mert Yazıcıoğlu ein Schauspieler, der nicht aus dem Rampenlicht, sondern aus dem Schauspieltraining kommt. Ein Charakterdarsteller, der Emotion, Zweifel und Stärke gleichermaßen verkörpern kann. Alles deutet darauf hin, dass die Serie nicht nur ein weiteres Kapitel der türkischen Fernsehgeschichte eröffnet, sondern auch den Stil des historischen Erzählens neu definieren könnte.

 

Wie alles begann: Diriliş Ertuğrul 

Die türkische Fernsehserie „Diriliş: Ertuğrul“ („Auferstehung: Ertuğrul“) spielt im 13. Jahrhundert und erzählt – in fiktionalisierter Form – vom Leben des Stammesführers Ertuğrul Bey, der dem Stamm der Kayı (Teil der oghusischen Türken) vorsteht und als Vater von Osman I. gilt, dem Gründer des Osmanischen Reiches.

Im Zentrum stehen mehrere zentrale Themen: Der Kayı-Stamm sucht nach einem neuen Siedlungsplatz in Anatolien und sieht sich dabei Bedrohungen durch die Mongolen, das Byzantinische Reich und innere Verräter gegenüber.  Ertuğrul Bey übernimmt Verantwortung für seinen Stamm, führt Kämpfe zur Verteidigung der Gemeinschaft, versucht Gerechtigkeit herzustellen und gegen Korruption und Machtspiele vorzugehen.  Neben den Kämpfen gibt es auch menschliche Aspekte: Loyalität, Verrat, Liebe, Stammespolitik, Loyalitäten untereinander, die Rolle der Familie und der Gemeinschaft.  Die Serie verläuft über fünf Staffeln (2014-2019), insgesamt rund 150 Episoden.

Kurz gesagt: Es geht darum, wie Ertuğrul Bey und sein Stamm in schwierigen Zeiten versuchen, sich zu behaupten, eine Heimat zu finden und den Boden für etwas Grösseres – nämlich das Osmanische Reich – zu bereiten. Es ist keine präzise Historien­doku, sondern eine dramatisierte Erzählung mit historischen Anleihen.

Engin Altan Düzyatan, geboren am 26. Juli 1979 in Karşıyaka bei Izmir, gehört zu den bekanntesten Schauspielern der Türkei. Er studierte Theater an der Dokuz-Eylül-Universität in Izmir und begann seine Karriere Anfang der 2000er-Jahre mit kleineren Fernsehrollen. Der Durchbruch gelang ihm 2014 mit der Hauptrolle in Diriliş: Ertuğrul  – eine Rolle, die ihn weit über die Türkei hinaus bekannt machte. Besonders in Ländern wie Pakistan oder Aserbaidschan wurde Düzyatan zum Symbol eines idealisierten, charismatischen Helden. Neben seiner schauspielerischen Tätigkeit engagiert er sich auch für kulturelle Projekte und gilt als einer der bestbezahlten TV-Darsteller des Landes. Für seine Leistung wurde er mehrfach ausgezeichnet, unter anderem von britischen Medien als „Best Actor“.

Aufstieg von Osman: die Anfänge des Osmanischen Reiches

Kuruluş: Osman („Gründung: Osman“) ist die direkte Fortsetzung von Diriliş: Ertuğrul und setzt die Geschichte dort fort, wo die erste Serie endet – mit dem Fokus auf Osman Bey, dem Sohn von Ertuğrul und späteren Gründer des Osmanischen Reiches. Produziert wurde auch diese Serie von Mehmet Bozdağ, der schon bei Diriliş: Ertuğrul Regie führte und den epischen Stil beibehielt: monumentale Kulissen, aufwändige Kostüme, Kampfszenen und Pathos.

In der Hauptrolle steht Burak Özçivit, bekannt als Model und Schauspieler, der zuvor in erfolgreichen Serien wie Kara Sevda mitgewirkt hatte. Im Gegensatz zu Engin Altan Düzyatan, der eine klassische Schauspielausbildung absolvierte, stammt Özçivit ursprünglich aus der Modebranche und wechselte später in die Filmwelt – was seiner Darstellung einen etwas anderen, moderneren Ausdruck verleiht.

Kuruluş: Osman startete 2019 und lief bis Mai 2025 erfolgreich mit mehreren Staffeln. Die Serie hat ein ähnlich großes Publikum wie ihr Vorgänger, doch während Diriliş: Ertuğrul durch seine emotionale Tiefe und historische Neugier internationale Popularität erlangte, punktet Kuruluş: Osman stärker mit Action, politischem Intrigenspiel und einer auf Hochglanz produzierten Bildsprache. Besonders in arabischen Ländern, in Pakistan und auf Netflix sorgte sie für hohe Abrufzahlen. Kritiker bemängeln jedoch gelegentlich, dass die Fortsetzung weniger authentisch wirkt und stärker auf Massentauglichkeit setzt. Dennoch bleibt Kuruluş: Osman eines der erfolgreichsten und am aufwendigsten produzierten türkischen TV-Formate der letzten Jahre und festigt den Kultstatus der osmanischen Gründungssaga.

Die Frauen an der Seite der Helden

Beide Serien spielen in patriarchal geprägten Stammes- und Früh-Staats-Strukturen (13. / 14. Jhdt.). Entsprechend wirken die weiblichen Figuren oft in zwei vermittelnden Rollen: Familienbindung & Stammeszusammenhalt: Ehefrauen fungieren als „Hanım“ (Stammes- oder Familienhauptfrau) und symbolisieren Stabilität, Loyalität und moralische Werte in unruhigen Zeiten. Politische/gesellschaftliche Mitakteure: Einige Frauen sind darüber hinaus aktiv, kämpfen mit den Männern gemeinsam, führen Gespräche, treffen Entscheidungen, greifen ein – sie sind nicht nur schmückendes Beiwerk.

Damit haben die Serien – trotz historischer Freiheitsgrade – bewusst Rollen für Frauen inszeniert, die über das bloße „Ehefrau & Heim“ hinausgehen.  Halime Hatun ist die erste Ehefrau des Ertuğrul. Ihrer Darstellung zufolge ist sie loyal, mitunter kämpferisch, Mutter, zugleich politisch sensibel.  İlbilge Hatun: Zweite Ehefrau, mit eigener Geschichte, Familienhintergrund, Eigeninteressen.  Hayme Hatun („Hayme Ana“) die Mutter von Ertugrul: Obwohl nicht primär Ehefrau der Hauptfigur, fungiert sie als starke matriarchale Figur – sie übernimmt Führungsaufgaben und zeigt politisches Gespür.

In Kuruluş: Osman wird dies weiter geführt: Malhun Hatun: Ehefrau von Osman Bey. Charakterisiert als „Bey Hatun“, mit kämpferischen Fähigkeiten, hohem Einfluss – sie übernimmt Aufgaben im Stammesmanagement, Handel, Schutz der Gemeinschaft.  Bala Hatun: Weitere wichtige Ehefraufigur, mit eigener Rolle. In der Serie ist sie die große Liebe und erste Ehefrau von Osman,  Malhun heiratet er zunächst als taktische Vermählung und weil Bala Hatun zunächst nicht schwanger wird. In der Serie wird das Verhältnis der beiden Frauen romantisiert, sie arbeiten zusammen und werden Freundinnen.

In beiden Serien werden Ehefrauen nicht nur als „Zierde“ gezeigt, sondern als aktive Figuren mit Verantwortlichkeiten (z. B. Heimorganisation, Schutz des Stammes, Mitentscheidung). Ihre Ehe mit dem Stammeshäuptling / Bey verbindet Privates mit Öffentlichem: Familiäre Stabilität gilt als Voraussetzung für politische Stärke. Einige Frauen übernehmen sogar Führungsfunktionen oder sind bedeutend für Stammespolitik, Intrigen und Gemeinschaftsentscheidungen.

In Diriliş: Ertuğrul wirkt vieles noch stärker im Rahmen eines Stammes – die Frauenaktion verläuft oft innerhalb familiärer oder stammesinterner Strukturen. In Kuruluş: Osman sind die Machtstrukturen größer (Begründung eines Staatswesens, größere Expansion) – die Ehefrauen-Figuren haben daher auch größere Aufgaben: z. B. wirtschaftliche Leitung („Handel“), innerer Schutz gegen politische Rivalitäten, stärker sichtbare Ko-Führung. Stilistisch: Kuruluş scheint stärker auf Machtdynamiken, Staatsbildung und äußere Expansion fokussiert zu sein – die Frauenfiguren wechseln entsprechend eher in Rollen mit strategischem Gewicht.

Kritische Hinweise

Historische Genauigkeit: Die Serien nehmen sich viele Freiheiten – auch bei den Rollen der Frauen. So ist z. B. bei Halime Hatun angemerkt, dass ihre Darstellung (als Tochter eines Selçuk-Prinzen etc.) historisch nicht nachgewiesen ist. Das Rollenbild bleibt idealisiert: Während Frauen aktiv sind, bleibt das Setting patriarchal strukturiert – die Männer sind die offiziellen Häupter, Frauen wirken oft im „unterstützenden bzw. ergänzenden“ Rahmen. Einige Quellen heben hervor, dass die Serie bewusst Frauenfiguren zeigt, um bestimmte Werte (Treue, Mut, Familie) zu visualisieren. Es zeigt eigenständige, kluge und starke Frauen, die sich dennoch bereitwillig den Ehemännern, Vätern oder älteren Brüdern unterordnen.

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